Neuntklässler packen an
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Bad Kötztings Realschüler stellen Ideen für weniger Leerstände und mehr Inklusion vor
Bad Kötzting. (jum) Wie könnte Bad Kötzting seine Leerstände besser nutzen? Und wie könnten die Stadt sowie die Schule versuchen, Inklusion zu leben und Barrieren abzubauen? Mit diesen Themen haben sich die Neuntklässler der Bad Kötztinger Realschule im Rahmen einer Projektpräsentation beschäftigt. In Kooperation mit der Initiative „FreiRäume" stellten die Schüler am Mittwochabend im Schoierer-Haus ihre Ergebnisse vor.
Schulleiterin Sabine Schmid erklärte vorab, dass die Präsentationen fester Bestandteil des Lehrplans sind. Indem die Schüler sich mit ihrer Heimatstadt auseinandersetzen, sollen sie soziale und fachliche Kompetenzen erwerben. „Die Schule muss sich für die Gesellschaft öffnen. Umgekehrt muss sich die Bevölkerung auch für die Schule interessieren", sagte Schmid.
Ein nachhaltiges und ganzjähriges Eiscafé
Ein Besuch der Schulleiterin bei einem „FreiRaum"-Treffen führte letztendlich zur Kooperation mit der Initiative. „Es ist wichtig, den Jugendlichen zu vermitteln, dass es sich nach der Ausbildung oder dem Studium lohnt, zurück nach Bad Kötzting zu kommen. Hier soll man etwas bewegen können - zum Beispiel im Bereich des Umweltschutzes", leitete sie die erste Präsentation ihrer Schüler ein.
Das Team der 9 b hatte einen Vortrag vorbereitet, wie Leerstände nachhaltig genutzt werden könnten.
Dazu stellte die Gruppe ihre Idee eines ganzjährig geöffneten Eiscafés vor. 116 Kugeln Eis würde eine Person im Jahr essen. Diese Zahl könnte man nach Ansicht der Teenager in der Pfingstrittstadt glatt verdoppeln, wären die Eisdielen auch in den Wintermonaten geöffnet. Als Standort könnten sich die Jugendlichen das Schoierer-Haus vorstellen: Kühlungs- und Lagerräume seien bereits vorhanden und in der Umgebung gäbe es keine Mitbewerber. „Damit könnte man vor allem Jugendliche ansprechen, die auf ihrem Schulweg vorbeikommen. Das neue Konzept sei außerdem ansprechend für Urlaubsgäste und Laufkundschaft, stellte eine Schülerin Um die Nachhaltigkeit zu wahren, schlägt die Gruppe vor, die Innenwände mit Pflanzenpaletten zu verkleiden. Das würde für eine bessere Luftqualität sorgen. Zusätzlich soll bei den Zutaten für das Eiscafé auf Regionalität geachtet werden.
Kurze Transportwege und die Unterstützung der Wirtschaft sei dem Konzept der Jugendlichen stünden im Vordergrund. Die Überlegung für ein Eiscafé stieß bei den rund 50 Besuchern auf Begeisterung. „Also Ideen waren da", sagte Schmid sichtlich stolz.
Neben weiteren Impulsen zur Nachhaltigkeit haben sich die Jugendlichen auch mit dem Thema Inklusion beschäftigt. „Wer Inklusion will, der findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden" , sagte die zweite Schülergruppe bei ihrer Präsentation. Sie stellten den Weg ihrer Realschule zu einer Inklusionsschule vor und welche Maßnahmen bereits getroffen wurden, um diese Auszeichnung umzusetzen.
Zum einen hat die Schule einen Inklusionspartner, der sich um bedürftige Schüler kümmert. Zum anderen helfen die Jugendlichen bei Seniorenfahrten aus.
Der Schulberg ist für niemand sicher
Auch die dritte Gruppe hatte sich mit dem Thema Inklusion beschäftigt. Sie zeigte in ihrem Vortrag auf, wo auf der Strecke zwischen Schule und Bahnhof noch nachgebessert werden müsste, um den Weg für alle Schüler sicher zu gestalten. Die Jugendlichen hoben positiv hervor, dass es Schülerlotsen, abgesenkte Bordsteine am Jahnplatz und einen Blindenleitstreifen am Bahnhof gibt. Dennoch sei das nicht genug.
„Der Boden ist zu uneben, der Weg zu steil. Der Schulberg ist außerdem überfüllt. Das ist für niemand sicher" , betonten die Schüler. Sie schlugen daher vor, Bordsteine auch in der Innenstadt abzusenken und den Schulberg nur für bestimmte Autos zugänglich zu machen. Dafür erhielten sie aus den Besucherreihen zustimmendes Nicken und viel Applaus.
Im Anschluss an die Präsentationen stellten die Schüler Modelle in der ehemaligen Fleischkammer der Metzgerei Schoierer aus. Beispielsweise wie ein Schülercafé in einem leerstehenden Gebäude in Bad Kötzting aussehen oder wie ein Sportplatz behindertengerecht aufgebaut sein könnte.
Kurz darauf lud Schmid die Gäste ein, sich in der Marktstraße eine weitere Ausstellung anzusehen.
„Wir haben eine Blindenführung vorbereitet: Sie bekommen eine Augenmaske und unsere Schüler führen Sie zur nächsten Station. Vertrauen Sie den Jugendlichen, sie haben es oft genug geübt", versprach Schmid. Einige mutige Gäste ließen sich daraufhin um Kurven, über Bordsteine und auf dem unebenen Boden blind führen. „Mein Blinden-führer hätte ruhig etwas lauter sprechen können. Aber ich habe mich sicher gefühlt", zog eine Frau Fazit.
Podcasts und Einblicke hinter die Kulissen
Im Anwesen an der Marktstraße 4 haben die Schüler die Räumlichkeiten genutzt, um ihre Modelle und einen eigenen Podcast zu dem Projekt vorzustellen. Die Besucher konnten einen Film ansehen, der unter anderem Aufnahmen hinter den Kulissen zeigte und Interviews zu den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz bot.
Die Schüler zeigten sich am Ende der Veranstaltung sichtlich erschöpft, aber überglücklich: „Wir sind stolz, dass alles geklappt hat und so viele Menschen gekommen sind. Wir hoffen, dass wir Ihnen so einen Denkanstoß mitgeben konnten.